Über uns

Der Hüttener Feuerversicherungsverein von 1840

Unser Versicherungsverein ist - genau wie viele Vereine im Lande auch - eine Gilde. Gilden sind genossenschaftliche Vereinigungen mit religiösen und/oder weltlichen Zielen. Sie sind nachweisbar seit dem achten Jahrhundert und hatten schon im Mittelalter ihre Blüte. Das Wort "Gilde" ist sehr alt und bedeutete zunächst Steuer, Zins, Schuld. Zweck aller Gilden war der Versicherungsgedanke und so sind die Gilden die Urform aller Versicherungen.

Wir bringen das heute auf eine einfache Formel:
Einer für alle, alle für einen.

Auszug aus unserer Chronik von Kurt Möller

Gilden linderten zunächst materielle Not, Brandgilden waren eine Art Nachbarschaftshilfe. Man half beim Aufräumen und beim Wiederaufbau, lieferte Holz, Dachstroh, Getreide und selten auch Geld.

Unser Verein bezieht seinen Namen aus der Landschaft Hütten mit der Hüttener Harde - dem späteren Amt Hütten. Gegründet wurde der Hüttener Versicherungsverein 1840, allerdings ist zu dieser Gründung nichts Schriftliches mehr in unserem Besitz.

 

1849 - 1850

Das älteste vorhandene Protokollbuch beginnt 1849. Und daraus erfahren wir, dass der erste Couratair - so nannte man damals den Geschäftsführer - ein gewisser Herr Dreeßen aus Fleckeby war. 1849 wurde dann der Lehrer und Organist Thedsen aus Bünsdorf zum Couratair gewählt und sollte es über dreißig Jahre lang bleiben.

Das Einzugsgebiet des Vereins war in sechs Distrikte eingeteilt, in jedem war ein Vorsteher zusammen mit zwei Schaumännern für die Betreuung der Mitglieder vorhanden. Zu Anfang eines jeden Geschäftsjahres, das vom 1. November bis zum 31. Oktober lief, wurde eine kleine Summe als Beitrag erhoben. Das reichte dann für das Gehalt des Couratairs, Aufwendungen an die Distriktvorsteher und für Drucksachen. 1850 hatte unser Verein 610 Verträge mit einer Gesamtversicherungssumme von 707.000 Reichstalern.

1879

Im Jahre 1879 gab es neue Statuten - für uns die ersten. Sie werden allerdings nicht erheblich von denen zur Gründungszeit abgewichen sein. Die Währung war nun Mark und Pfennig. Die Versicherungssumme der einzelnen Mitglieder musste 300 Mark erreichen und durfte 30.000 Mark nicht übersteigen. Jedes Mitglied zahlte zu Beginn eines Geschäftsjahres 4 Pfennige je 100 Mark Versicherungssumme. Traten nun Schäden auf, wurden sie genau wie heute zunächst eingeschätzt und es wurden anteilig nach der Versicherungssumme Nachschüsse erhoben. Man sprach von Repartion.

Diese Nachschüsse konnten in der Höhe natürlich sehr unterschiedlich sein. So wurde beispielsweise in einem Jahr fünf Mal gesammelt - insgesamt 32 Pfennig je 100 Mark Versicherungssumme - nach heutiger Berechnung 3,2 Promille. Diese Nachschüsse durften allerdings 1 Mark je 100 Mark Versicherungssumme nicht übersteigen. In einem solchen Fall musste ein Kredit aufgenommen werden.

1892 - 1893

Im Jahre 1892 trat eine Veränderung ein: Es spalteten sich Mitglieder ab und gründeten einen neuen Verein: den Hüttener Feuerversicherungsverein von 1892. Die Gründe sind nicht bekannt, es liegen auch keine schriftlichen Unterlagen vor.

Für das Geschäftsjahr 1892/93 beginnt ein neues Rechnungsbuch. Verzeichnet ist, dass ein H. Clausen, Butterberg, als Couratair arbeitet. Er mag schon einige Zeit zuvor gewählt worden sein.

1913

Ab 1913 wurden die Versicherungsobjekte in drei Klassen eingeteilt: Inventar, Vieh und Ernte. Desgleichen wurde getrennt kassiert und entschädigt. Die Gesamtversicherungssumme betrug zu jener Zeit gut 10 Millionen Mark. Während des 1. Weltkrieges wurde Geld zu zwei Kriegsanleihen zur Verfügung gestellt.

1916

Im Jahre 1916 wurde Claus Bielfeldt aus Borgstedt zum neuen Geschäftsführer gewählt (man hatte inzwischen diese Bezeichnung eingeführt).

1920

Ab dem Jahre 1920 war die Versicherungssumme unbegrenzt.

1926

1926 trat man erstmalig einem Rückversicherungsverein bei, was gewisse Nachschüsse allerdings noch nicht ausschloss.

1928 - 1934

In den Jahren 1928-1934 erhielten verschiedene Feuerwehren Geld für ihre Ausstattung.

1938 - 1940

1938 wurde Christian Wulf aus Borgstedt neuer Geschäftsführer.

Das 100-jährige Bestehen unseres Vereins fiel in die Kriegszeit. So wurde dann auch nicht groß gefeiert. Auf der Mitgliederversammlung am 15. November 1940 gab es allerdings eine "kleine Lokalrunde".

1948

Die Währungsreform von 1948 ließ die vorhandenen Geldmittel dahinschmelzen, so dass mit einer Umlage von 5 Pfennigen je 100 Mark wieder begonnen wurde.

1951

Ab 1951 war das Geschäftsjahr dem Kalenderjahr entsprechend. In dieser Zeit wurde ein neuer Rückversicherungsvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag mit dem Kieler Rückversicherungsverein besteht mit einigen Veränderungen noch heute. Mit diesem Vertrag gehörten Nachschüsse der Vergangenheit an.

1962 - 1980

1962 wurde Willi Wulf aus Borgstedt neuer Geschäftsführer und Johannes Schleth aus Büdelsdorf wurde Vorsitzender unseres Vereins. Nach über 40 Jahren im Vorstand - davon 18 Jahre als Vorsitzender - trat Johannes Schleth 1980 zurück. Sein Nachfolger wurde Claus Suhr aus Wentorf.

1984

Seit 1984 betreiben wir neben der traditionellen Feuerversicherung auch die Verbundene Hausratversicherung und die Glasversicherung. Desgleichen sind Induktionsschäden versicherbar.

1986

Von 1986 bis 2004 war Paul Wichmann Vorsitzender und war bis zu seinem Tod 2020 Ehrenvorsitzender. Jetziger Vorsitzender ist Bernd Vollertsen aus Owschlag.

1991

Seit 1991 ist Kurt Möller aus Bornstein Geschäftsführer. Mit ihm zog die Geschäftsstelle nach 75 Jahren aus Borgstedt nach Bornstein.

Unser Verein hatte demnach in den 165 Jahren seines Bestehens sieben Geschäftsführer und seit 1962 vier Vorsitzende. Da kann man von Kontinuität sprechen! Unser Verein gründete sich, als unsere Region noch zum dänischen Gesamtstaat gehörte, andere Staats- und Regierungsformen kamen und gingen, zwei Geldentwertungen hat unsere Gilde ebenfalls überstanden.

Geblieben ist vom ersten Tage an der Zweck des Vereins: Gewährung von Sicherheit im Schadenfall - und das schnell und unbürokratisch. Es gilt nach wie vor das Wort des Franzosen La Rochefoucauld aus dem 17. Jahrhundert:

Fremdes Missgeschick zu tragen, sind wir alle stark genug.

Verfasser: Kurt Möller